#37 "Erleuchtung garantiert" (1999)

Als Uwe von der Arbeit nach Hause kommt findet er eine leergeräumte Wohnung vor. Seine Frau hat ihn verlassen und ist mit beiden Kindern von einem Tag auf den anderen ausgezogen.

Verzweifelt wendet sich Uwe an seinen Bruder Gustav, der am nächsten Morgen seine langgeplanten Reise in ein japanisches Zen-Kloster antritt.

Mit der Bitte ihn nicht allein zu lassen, bucht Gustav ein zweites Ticket und am folgenden Tag geht es mit einem verkaterten Uwe, der seine Entscheidung schon auf der Fahrt zum Flughafen bereut, da er mit Japan und Meditation nichts anfangen kann, nach Tokyo.

"Erleuchtung garantiert" war der erste Film, den die deutsche Regisseurin Doris Dörrie in Japan drehte. 2016 ist mit Grüße aus Fukushima schon der vierte Film erschienen, der zumindest teilweise in Japan produziert wurde. Im Gegensatz zu dem weitläufig bekannten Kirschblüten erlaubt sich Dörrie in ihrem ersten Japanfilm einen improvisierten Umgang mit dem Land. Mit kleinen Handkameras und ohne Drehbuch entlässt sie Uwe Ochsenknecht und Gustav-Peter Wöhler in die Fremdheit.

Die dabei entstandenen, unfreiwillig komischen Situationen sind real und zeigen das direkte Aufeinandertreffen mit den Einheimischen. Der Gewöhnungsprozess und das Zurechtfinden, zunächst in der Großstadt, später dann im Zen-Kloster, sind nicht gestellt. Schauspieler und Crew verbrachten einige Wochen im Kloster und erfuhren die tägliche Routine mit Meditation, Putzdienst und Aufstehen um 03:30 Uhr am eigenen Leib.

Die als Roadmovie inszenierte Komödie zeigt die Selbstfindung zweier unterschiedlicher Charaktere, die erst durch die Isolation, die sie in Japan erfahren, möglich wird. Nicht die Möglichkeit zu haben sich mit anderen zu verständigen wirft einen auf sich selbst zurück. Dörrie verzichtet dabei größtenteils auf die gängigen Japan Klischees und benutzt die Andersartigkeit des Landes nicht als Kulisse für Witze über dessen Einwohner. Wenn überhaupt sind die beiden Ausländer Grund für Lacher, da sie sich schon am ersten Tag in Tokyo hoffnungslos verlaufen und all ihr Geld verlieren.


Die Entwicklung von Uwe und Gustav verläuft zunächst diametral. Uwe passt sich besser an den ungewohnten Alltag im Kloster an als Gustav, der eigentlich von berufswegen her, er ist Feng Shui Berater, besser darauf vorbereitet sein sollte. Aber er ist zu sehr bemüht keinen Fehler zu begehen, hat zu viel Respekt vor den Ritualen und Angst vor den Mönchen etwas falsch zu machen. Wohingegen Uwe mit seinem Unwissen über die Bedeutung der Rituale eine Grundgelassenheit mitbringt, die ihn offen macht für den Lernprozess im Kloster.

Als Gustav schon kurz davor ist alles abzubrechen und nach Hause fahren will, erinnert ihn Uwe an die Grundprinzipien des Zen und überredet ihn zu bleiben. Gegenseitig unterstützen sich die beiden, geben sich Kraft. Die Brüder finden so im Laufe des Filmes nicht nur näher zu sich selbst, sondern näher zueinander und auch ein Stück weit näher zu der Mentalität des Landes.

Doris Dörrie gelingt mit "Erleuchtung garantiert" ein erfrischend neuartiger Blick auf Japan. Ein Blick, der fast ganz ohne Klischees auskommt und nicht die Exotik des Landes in den Vordergrund stellt, sondern die Geschichte zweier Brüder.

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