Hitori Shizuka
Regie: Hideyuki Hirayama (2012) • 6 Episoden
Der Mord an einem Mann in einem ruhigen Apartmentblock ist Ausgangspunkt für eine spannende Kriminalgeschichte, die sich von Episode zu Episode neu erfindet. Beginnend als Cop-Drama über zwei einfache Bezirkspolizisten, die sich durch den Fall einen Karriereschub erhoffen, kommt bald ein Privatdetektiv, die Yakuza, sowie ein einige ungeklärte Familienverhältnisse ins Spiel.
Der Fokus richtet sich zunehmend auf ein Mädchen, das mit 16 von zu Hause weggelaufen ist und seitdem in der Unterwelt mit verschiedensten, zwielichtigen Gestalten für Unruhe sorgt. Jede Folge berichtet von einem ihrer Lebensabschnitte und wird respektive mit Hilfe eines Kommissars, Privatdetektivs oder Verwandten, den man als Zuschauer begleitet, aufgearbeitet. Dabei schreckt Regisseur Hideyuki Hirayama nicht davor zurück, seine Hauptcharaktere kurzerhand abzusägen.
Stimmungstechnisch ist "Hitori Shizuka" ein Auf und Ab. Die ersten 60 Minuten lassen nicht viel erhoffen und die Erzählung nimmt sich viel Zeit, um den Teppich für ein scheinbares banales Szenario auszulegen. Doch ab der zweiten Folge nimmt die Serie an Fahrt auf. Bekannte Gesichter wie Jun Murakami ("Still the Water" 2014), Kaho ("Our Little Sister" 2015), Yutaka Matsushige ("Beyond Outrage" 2012) oder Ittoku Kishibe ("Violent Cop" 1989) sorgen für die nötige Portion Star-Power und liefern allesamt eine beeindruckende schauspielerische Leistung ab.
Die Ermittlungen schließen immer mehr Nebenschauplätze mit ein, die das Drehbuch wunderbar kombiniert. Eine Vermisstenmeldung, Drogen- und Waffengeschäfte, häusliche Gewalt und Pornografie; praktisch die ganze Bandbreite der japanischen Kriminalstatistik findet thematisch zusammen.
"Hitori Shizuka" erscheint 2012 bei WOWOW, dem ersten privaten, kostenpflichtigen Satellitensender in Japan, und basiert auf dem gleichnamigen Roman von Tetsuya Honda aus dem Jahr 2008. Honda gilt aktuell als einer der erfolgreichsten Autoren Japans, dessen Bücher bereits mehrfach verfilmt wurden ("Bushido Sixteen" 2010, "Strawberry Night" 2013). Die behandelten Motive passen wunderbar in das Ouevre von Regisseur Hideyuki Hirayama, der in seinen Filmen "Beginng for Love" (1998), "Laughing Frog" (2002) oder "Out" (2002) immer wieder verschwundene Personen in den Mittelpunkt stellt. Die Suche, das Verstecken und die kriminelle Energie des Vertuschens sind zentrale Eckpfeiler, die er mal mehr, mal weniger nervenaufreibend inszeniert. Weiteres Beispiel dafür wäre die 2017 ebenfalls auf WOWOW ausgestrahlte Gefängnisserie "Hitoya no Toge".
Einziger Wermutstropfen von "Hitori Shizuka" ist die fehlende Stringenz, soll heißen, das Fehlen einer greifbaren Hauptfigur und das Abliefern eines Grande Finale. Die letzte Episode bleibt daher unter den hohen Erwartungen, die im besonders starken Mittelteil der Serie aufgebaut werden.