#19 "Jigoku no banken: Akai megane" (1987)

"Jigoku no banken: Akai megane"

aka

"The Red Spectacles"

Koichi Todome ist Teil der Spezialeinheit "Kerberos", die inzwischen, wegen exzessiver Gewaltanwendung, staatlich verboten und verfolgt wird. Zusammen mit Midori und Soichiro weigert er sich die Waffen niederzulegen. Auf ihrer Flucht lässt Koichi die beiden verletzt zurück und flieht aus dem Land.

Drei Jahre nach den Ereignissen kehrt Koichi in die alte Heimat zurück. Vor Ort weiß er nicht, ob er den alten Freunden trauen kann und gerät in eine Spirale aus Verrat und Misstrauen.

Der Film beginnt wie ein klassischer Action-Film. Drei Flüchtige schießen sich ihren Weg in die Freiheit. Doch nach fünf Minuten nimmt der Film eine überraschende, andere Richtung.

Narrativ und filmisch entwickelt sich "The Red Spectacles" zu einer Noir-Thriller-Komödie. Eine Mischung aus David Lynch und "Dick und Doof". Gleichzeitig hüllen sich die Bilder in ein sepia/schwarz-weißes Licht, wirken farblos. Obwohl der Film in der "Zukunft", 1998 spielt, wirkt die Inszenierung wie aus den 50er-Jahren.

Slapstick-Elemente aus übertriebenen Gesten und Sound-Effekten nehmen gewissen Actionszenen die Ernsthaftigkeit. Allerdings lassen sich viele Dinge mittels einem simplen Erklärungsansatzes erklären, der an dieser Stelle nicht genannt werden soll, um die Spannung nicht zu nehmen.

Man kann soviel sagen, dass am Ende des Films einige Hinweise auf Koichis Bewusstseinszustand gemacht werden, der die gezeigten Bilder im Film eventuell beeinflusst haben könnte.


Regisseur Mamoru Oshii setzt mit diesem Film den ersten filmischen Startpunkt seiner Kerberos Saga, zu der später noch weitere Spielfilme und der wahrscheinlich bekannteste Teil der Saga, der Anime "Jin-Roh" (1999), hinzukamen. Ausgangspunkt der Saga war ein japanisches Radiohörspiel mit dem Titel "While Waiting for the Red Spectacles" (1987). Das Setting der Saga erzählt einen alternativen, fiktiven Geschichtsverlauf, der stark an Philip K. Dicks "The Man in the High Castle" erinnert.

"The Red Spectacles" ist ein absurder Film und lässt ein wenig die Erwartungen, die man beim Anblick der Kampfmonturen der Protagonisten bekommt, ins Leere laufen. Stattdessen bekommt man ein Verwirrspiel serviert, welches die Grenzen von Realität und Traum zusammenfallen lässt.

Wer Oshii bereits durch Animes wie Ghost in the Shell kennt, sieht hier eine neue Seite seines Werks. Es gibt viele Referenzen zur Literatur (Shakespeare, Pushkin), zur griechischen Mythologie und der Film thematisiert Gedankenspiele zum Thema Freier Wille und Vorbestimmung. Alles sehr tiefgründige Ansätze, die aber nicht bis zum Erbrechen durchgekaut werden und den Film vor aufkommender Langeweile bewahren. Ergänzend dazu kommt noch ein hervorragender Soundtrack von Kenji Kawai.

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