#102 "Sword of Desperation" (2010)

In "Sword of Desperation" erzählt Hideyuki Hirayama die Geschichte des Schwertkämpfers Kanemi Sanzaemon. Der für seine Loyalität und Treue bekannte Gefolgsmann von Lord Ukyo tötet dessen Geliebte. Dafür bekommt er aber nicht die Todesstrafe, sondern nur ein Jahr Hausarrest. Wie sich herausstellt, sind Tat und Urteil Baustein eines perfiden Plans, der den Täter zum Opfer werden lässt. Im Verlauf des Films wird ein System bestehend aus Korruption und Eigeninteressen offengelegt, in dem Kanemi unter die Räder kommt. Sein gutmütiger Charakter und seine noblen Eigenschaften, dass was einen Samurai auszeichnen, werden ausgenutzt.

Wie ein Kriminalroman seziert "Sword of Desperation" die Abläufe hinter den Kulissen der Macht und zeigt deren schadhaften Konsequenzen. Die als romantischer Nebenstrang angelegte Wiederentdeckung der Liebe des verwitweten Kanemi wirkt nicht plump und ist ebenso schicksalhaft skizziert wie die Haupthandlung. Eine gute Balance zwischen Emotion und Rationalität verhindert ein Umkippen in den Kitsch.

Nach "Samurai Resurrection" (2003) und "Three for the Road" (2007) begibt sich Regisseur Hideyuki Hirayama erneut in die Edo Zeit und scheint aus alten Fehlern gelernt zu haben. Gleich von Beginn an schafft es die spannende Mischung aus Krimi und Romanze den Zuschauer zu fesseln. Die Handlungen der Hauptfigur lassen Fragen zum Motiv bewusst offen und präsentieren einen Charakter, der mit Attributen ausgestattet ist, die Sympathien wecken sollen. Bösewicht oder Held? Das Drehbuch überlässt die Frage zunächst dem Publikum.


Basierend auf dem Roman von Shuhei Fujisawa ("The Hidden Blade" 2004) bedient sich der Film bei einem preisgekrönten Autor, dessen Verfilmungen schon mehrfach für Furore sorgten. Hauptdarsteller Etsushi Toyokawa ("Samurai Marathon" 2019) gewann für die Rolle des Kanemi den Kinema Junpo Award.

Im Vergleich zum hölzernen Weltkriegsdrama "Oba: The Last Samurai" (2011) überzeugen Setting, Schauspiel und Kostüme und vermitteln eine authentische Atmosphäre. Auch Schnitt und Kameraführung sind deutlich erwachsener geworden und haben Hirayamas teils trashige Attitude hinter sich gelassen. Insgesamt kann man festhalten, dass "Sword of Desperation" zusammen mit "Closed Ward" (2019) die bislang hochwertigste Arbeit des Regisseurs darstellt, der sich in den 90er-Jahren mit der familienfreundlichen Grusel-Reihe "Haunted School" einen Namen machte.

Die unaufgeregte Inszenierung bringt die starken Charaktere voll zur Geltung. Fließende Farbübergänge markieren Rückblenden, die die Geschichte rückwärts nacherzählen und bilden den künstlerischen Höhepunkt des Films.

Die zahlreichen Wendungen und Verstrickungen münden in einem blutigen Finale, das dem sonst eher friedvollen Drama einen spektakulären Schlusspunkt setzt. Der Film bleibt dem Konzept des klassischen Historiendramas treu und erfindet das Genre nicht neu. Trotzdem verliert sich "Sword of Desperation" nicht in ermüdenden Dialogen und spart an Stereotypisierung, wodurch das Tempo des Films immer hoch bleibt und keine Langeweile aufkommt.

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