#1 "Yuki Yukite Shingun"

"Yuki Yukite Shingun"

aka

"Vorwärts, Armee Gottes!"

aka

"The Emperor's Naked Army Marches On"

Kenzo Okuzaki, 62, ist erklärter Gegner von Kaiser Hirohito und macht keinen Hehl daraus wegen Mordes und einem Angriff auf den kaiserlichen Palast im Gefängnis gewesen zu sein. Die Dokumentation fokussiert seine Suche nach den Schuldigen einer Exekution, die sich während seiner Kriegszeit auf Neuguinea ereignet hat. Kenzo Okuzaki konfrontiert seine ehemaligen Vorgesetzten und stellt sie zur Rede. In der Suche nach Wahrheit sieht Kenzo Okuzaki die Chance für ein filmisches Manifest gegen den Krieg und gegen den politisch Verantwortlichen Kaiser Hirohito.

Dieser Zweck heiligt die Mittel. Um die Aussagen zu bekommen sind alle Mittel recht. Er muss die Wahrheit über die Exekution ans Licht bringen. Zum einen, um die Seelen der gefallenen japanischen Soldaten zu ehren, zum anderen, um Buße für seine eigenen Taten im Krieg zu tun. Vor laufender Kamera kommt es zu Anfeindungen und Prügeleien. Kenzo Okuzaki sieht sich dabei als Teil einer Armee Gottes, eines göttlichen Auftrages.

Der deutsche Filmtitel "Vorwärts, Armee Gottes!" birgt das moralische Dilemma. Kenzo Okuzaki diente im Zweiten Weltkrieg als junger Soldat bereits schon einmal einer göttlichen Armee, mit göttlichem Auftrag von Kaiser Hirohito, der zu dieser Zeit als Gott verehrt wurde.

Nach der Niederlage des Krieges, der Auflösung der göttlichen Armee und der Entthronung des Kaisers, machte Kenzo Okuzaki Kaiser Hirohito, seinen ehemaligen Gott, für alle Gräueltaten des Krieges verantwortlich und dies zu beweisen wurde sein Lebensinhalt.


Das Androhung von Gewalt unter Berufung auf einen göttlichen Auftrag für ihn trotzdem nicht moralisch verwerflich ist, zeigt die geistige Verwirrtheit von Kenzo Okuzaki, die möglicherweise eine Folge der schrecklichen Kriegserlebnisse sein könnte. Der Film erlaubt sich darüber aber kein Urteil abzugeben und ergreift keine Partei.

Regisseur Kazuo Hara, der bereits zuvor zwei kontroverse Dokumentationen zum Thema Sexualität und Behinderung drehte, lässt bei den Konfrontationen die Kamera einfach laufen, greift in heiklen Situationen nicht ein und ändert in der Postproduktion wenig in puncto Schnitt oder Ton. Keine Musik, Nichts was vom eigentlich Filmbild ablenken könnte. Abgesehen von einem Mikrofon, welches oft viel zu tief im Bild hängt und den Eindruck eines Low-Budget-Films (etwas über 220.000 $) verstärkt. Den Trend der Low-Budget Ästhetik in Japan setzen später Regissseure wie Yutaka Tsuchiya ("The New God" 1999) oder Tatsuya Mori ("A" 1998, "A2" 2002) mit ihren Dokumentarfilmen fort.

Die Rohheit des Films und die konsequente Unnachgiebigkeit des ambivalenten Wahrheitssuchende Kenzo Okuzaki machen den Film zu dem was er ist. Nämlich äußerst sehenswert!

P.S.: "Kenzo Okuzaki died on June 16, 2005 at a Kobe hospital. The local news coverage was next to nil. But according to a foreign correspondent, his last word was "バカヤロー" (Fuck you!).

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