#59 "Na mo naku mazushiku utsukushiku" (1961)

"Na mo naku mazushiku utsukushiku"

aka

"Happiness of us alone"

Nachdem Zenzo Matsuyama das Drehbuch für die legendäre "Ningen no Jôken"-Trilogie (1959-1961) geschrieben hatte, widmete er sich seinem ersten eigenen Filmprojekt. "Happiness of us Alone" stellt ein taubstummes Ehepaar in den Vordergrund und erzählt deren Geschichte beginnend von den Bombenangriffen der Amerikaner im 2. Weltkrieg bis zu den frühen 60er-Jahren.

Die taube Hauptdarstellerin Akiko wird verkörpert von Hideko Takamine. Im Film ist sie zunächst unglücklich verheiratet. Durch eine schlimme Krankheit stirbt ihr Mann und seine Familie gibt sie daraufhin "frei". Akiko kehrt zurück zu ihrer Mutter, wo sie zusammen mit Bruder und Schwester lebt. Auf einem Klassentreffen lernt sie den taubstummen Michio kennen, der im Krieg all seine Angehörigen verloren hat. Kurz nach ihrem ersten Kennenlernen heiraten die beiden und bekommen ein Kind.

Eines Nachts fällt das Baby aus dem Fenster in den Schnee. Da die tauben Eltern die Schreie nicht hören, erfriert es. Akiko kämpft von nun an mit Depressionen, will sich umbringen. Michio kann sie davon abhalten und einige Zeit später bringt Akiko einen Sohn auf die Welt. Akikos Mutter zieht zu der Familie und kümmert sich um das Kind, während Michio und Akiko auf der Straße Geld als Schuhputzer verdienen.

Die Jahre vergehen, aber die Familie lebt immer noch in Armut. Schlechte Wirtschaftslage und Diskriminierung machen ihnen zu schaffen. Der Film endet mit einem positiven und einem tragischen Ereignis und findet 1967 seine Fortsetzung in "Haha to ko".

Zenzo Matsuyama thematisiert 1972 in "Our Silent Love" ein ähnliches Schicksal. Beide Filme zeichnen sich durch einen neuartigen Umgang mit den taubstummen Charakteren aus. Zwar berichten sie, wie andere Filme dieser Zeit auch, von der Ausgrenzung und dem Leid der Unterschicht. Durch die Liebesgeschichte entsteht aber eine Überwindung dieser äußeren Einflüsse. Dadurch, dass sie alles gemeinsam durchleben geben sie sich Kraft.


In der Darstellung der beiden Hauptcharaktere drücken sich die Prinzipien des humanistischen Kinos aus. Einer der großen Vertreter dieser Strömung war der Regisseur Keisuke Kinoshita. Er war Förderer von Zenzo Matsuyama und fädelte zudem seine Hochzeit mit der Hauptdarstellerin des Films, Hideo Takamine, ein. Privat als auch beruflich bestand daher ein sehr enges Verhältniss

Der filmische Einfluss Kinoshitas auf Matsuyama zeigt sich in den Themen der Unschuld und Reinheit, die Matsuyama seinen Figuren verleiht. Akiko und Michiro verkörpern diese Eigenschaften und versuchen sich gleichzeitig mit Zielstrebigkeit, familiären Werten und Loyalität aus ihrem Elend zu befreien. Die Strebsamkeit und Reinheit der Hauptcharaktere gegenüber einer aggressiven, kriminellen Umwelt machen den Kontrast des Films aus und etablieren eine Vorbildfunktion für den Zuschauer. Vorgänger solcher Charakterkonstruktionen finden sich in etlichen früheren Filmen von Kinoshita ("Hakai" 1948, "Twenty Four Eyes" 1964, "A Japanese Tradegy" 1953 etc.).

Resultat ist ein emotionales Melodrama, welches mit den gängigen Mitteln erzählt wird. Die Länge von über zwei Stunden und die chronistische Aufdröselung der Handlung über einen Zeitraum von knapp 20 Jahren verleiht dem Werk einen epischen Hauch. Das mag für heutige Verhältnisse langatmig und langweilig wirken. Diese Art des Filmemachens war für die damalige Zeit aber völlig normal und notwendig, um eine inhaltlich universal taugliche Geschichte erzählen zu können. Diese Universalität zeigt sich beim Remake, "Koshish", welches 1972 in einem indischen Kontext spielt.

Die Thematik von Behinderung und Taubheit wurde auch später noch in anderen Formaten, wie zum Beispiel im Fernsehdrama "1 Litre of Tears" (2005) und Takeshi Kitanos Kinofilm "Das Meer war ruhig" (1991) angesprochen. Zenzo Matsuyamas Erstlingswerk ist sicherlich als Grundstein für diese nachfolgenden Filme zu sehen und sichert sich damit einen Platz in der Filmgeschichte.

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