#36 "Romansu" (2015)

"Romansu"

aka

"Round Trip Heart"

Eine Familie verreist nach Hakone. Kurz darauf zerfällt das Familienglück. Der Vater verlässt die Familie, Frau und Tochter bleiben alleine zurück. Von nun an versucht die Mutter die Lücke mit vielen verschiedenen Männern zu füllen, schafft dies aber nicht, da sie den Ex-Ehemann nicht vergessen kann.

Die Tochter leidet unter den Männereskapaden der Mutter und verlässt nach der Schule schnell das zu Hause. 10 Jahre vergehen bis die Tochter einen Brief ihrer Mutter erhält, der zu einer schicksalhaften Begegnung führt.

So weit die Vorgeschichte zu "Romansu".

Der Film beginnt mit der Tochter, Hachiko Hojo, die inzwischen Zugbegleiterin geworden ist. Sie arbeitet ausgerechnet in der Zuglinie, die zwischen Tokyo und Hakone pendelt. Der sogenannte Odakyu Limited Express oder auch Romancecar genannt ist eben genau dieser Zug mit dem sie damals als Kind zusammen mit ihren Eltern den letzten Ausflug nach Hakone unternommen hat. Auf einer ihrer Fahrten erwischt die vorbildliche Zugbegleiterin einen verschuldeten Filmproduzenten namens Sakuraba beim Diebstahl im Zug und meldet ihn bei der Ankunft in Hakone dem Bahnhofsvorsteher.

Doch der Beschuldigte ergreift die Flucht und entführt Hachiko mehr oder weniger. Er erfährt von dem Brief, den Hachiko von ihrer Mutter bekommen hat und erkennt darin eine vermeidliche Selbsttötungsabsicht. Der Brief gebe Hinweise darauf, dass sie plane sich in Hakone umzubringen. Gemeinsam starten sie eine Suche in der Gegend, die gleichzeitig auch zu einer Reise in die Vergangenheit wird.

Filmemacherin Yuki Tanada gelingt eine gute Mischung aus Komödie und Drama. Die beiden Hauptcharaktere spiegeln dabei beide Seiten sehr gut wieder. Hachiko wandelt auf den Spuren ihrer Kindheit, leidet noch unter dem Trauma der Scheidung und ist sehr in sich gekehrt. Sakuraba hingegen verkörpert den liebenswerten Tollpatsch, der sich mit viel Selbstironie durchs Leben kämpft und selbst auch schon geschiedener Vater einer 9-Jährigen Tochter ist. Er geht die Dinge prakmatisch an und wirkt im Gegensatz zu Hachiko daher etwas unüberlegter in seinen Entscheidungen. Dies führt zum lustigen Unterton im Film.


Mit dem Badeort Hakone verbinden beide die Erinnerung an bessere Tage. Auch Sakuraba kam früher mit seiner Tochter dorthin. Jetzt hat er sie seit zwei Jahren nicht mehr gesehen.

Unwillkürlich führt die gemeinsame Aufgabe zu erotischen Spannungen zwischen den beiden, die aber nicht erfüllt werden. Der Altersunterschied von 20 Jahren lässt Parallelen zu Lost in Translation erkennen. Beide Charaktere fühlen eine gewisse Zuneigung füreinander, aber der Film erlaubt es ihnen nicht zusammen zu finden.

In einer langen Schlafzimmerszene, ohne Schnitt, kommt es zu einem Geständnis von Sakuraba. Den Job des Produzenten und die Jagd nach dem nächsten großen Budget für ein Filmprojekt sei lediglich der Wunsch seine Frau und seine Tochter mit einem großen Blockbuster-Hit wieder für sich zu gewinnen. Der sonst so vor Lebensfreude strotzende Charakter lässt hier für einen Moment eine tiefere Ebene erkennen, die von Sehnsucht geprägt ist.

Schauspielerisch zeigt Sakuraba hier auch seine größten Stärken. Gespielt von Kôji Ohkura entfaltet die Figur zunächst eine gewisse Anti-Pathie, die auch auf Grund seines ungewöhnlichen Äußeren entsteht. Doch der erste Eindruck täuscht und Sakuraba entwickelt eine enorme Präsenz auf der Leinwand und wechselt in der Beziehung zu Hachiko immer wieder zwischen Vaterfigur und Liebhaber. Zwischen Ratgeber und Trostspender.

Hachicko wird gespielt vom japanischen Pop-Star Yuko Oshima, die vorallem durch ihre Beteiligung an der Girl Group "AKB48" bekannt wurde und parallel in etlichen Filmen und Serien zu einer Art Pop-Industrie Roboter ausgebildet wurde. Ihre Rolle wirkt daher oft mechanisch und kann nicht so überzeugen wie Sakuraba. Aber ihre Beteiligung ist auf Grund ihrer enormen Bekanntheit wohl das Zugpferd des Filmes an den Kinokassen. Trotzdem kann man ihr ein gewisses schauspielerisches Talent nicht absprechen.

Das Ende des Films, ohne zu viel zu verraten, überlässt Vieles der Fantasie, ist aber dennoch zufriedenstellend.

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