#18 "Soredemo boku wa yattenai" (2006)

"Soredomo boku wa yattenai"

aka

"I Just didn´t do it"

Der 26-Jährige Teppei Kaneko ist mit dem Zug auf dem Weg zu einem Bewerbungsgespräch. In dem vollgepackten Zug beschuldigt ihn eine 15-Jährige Schülerin, er habe ihr vorsätzlich an den Po gefasst. Es beginnt ein Prozess um die Wahrheit. Zumindest könnte man das meinen.

Denn ist Kaneko unschuldig. Er war nur zur falschen Zeit am falschen Ort.

Was der Film dann in einem fast schon dokumentarischen Stil zeigt, ist das Versagen des japanischen Rechtssystems. Man erfährt, dass 99,9% aller Angeklagten in solchen Fällen schuldig gesprochen werden. Grund ist die Reputation des Richters. Je schneller er ein Verfahren abschließt und je mehr Verurteilungen er erfolgreich durchführt, desto schneller winkt ihm eine Beförderung.

Kaneko bekommt deshalb den Ratschlag auf schuldig zu plädieren. Er käme dann mit einer kleinen Geldstrafe davon. Doch Kaneko besteht auf die Wahrheit und findet Unterstützung in einem Anwalt und einem Aktivisten, der sich speziell für unschuldig angeklagte Sexualtäter einsetzt.


Das letzte Drittel des Films zeigt die Gerichtssitzungen. Sie sind mitfiebernd und man hält quasi vor jedem Satz den Atem an. Denn trotz des korrupten Systems, in dem die Wahrheit scheinbar keinen Platz hat, bekommt Kaneko einen milden Richter, der den Ausführungen der Verteidigung positiv gestimmt ist. Doch mitten im Prozess wechselt der Richter und der Wind dreht sich wieder. So geht es weiter auf der emotionalen Achterbahn.

Der Film ist sehr dialoglastig, aber nicht langatmig, wie man es bei vielen anderen Gerichtsfilmen sieht. Die Spannung wird gehalten und die Verhandlung gibt authentischen Einblick in ein fremdes Rechtssystem. Allein diese Abläufe zu beobachten ist sehr interessant. Wie wird mit dem Opfer umgegangen, welche Verfahrenswege gibt es und wie sieht der Alltag in japanischen Gefängnissen aus?

In Kombination mit der hervorragenden schauspielerischen Leistung des Hauptdarstellers könnte man meinen, dass hier gerade eine wahre Geschichte gezeigt wird.

Regisseur Masayuki Suo hat nach 11-Jähriger Pause einen Aufschrei gegen das japanische Rechtssystem ausgelöst. Hatte er 1996 noch mit "Shall we dance?" eine locker, leichte Komödie geschaffen, die später ein amerikanisches Remake mit Richard Gere und Jennifer Lopez bekam, so schlägt er jetzt in "Soredmo boku wa Yattenai" kritischere Töne an.

Hauptcharakter Kaneko steht dabei symbolisch für eine Generation von jungen Japanern, die sich nicht sicher sind, was sie mit ihrem Leben anfangen sollen. Als sogenannter "Freeter", ein Mensch, der nicht in festen Arbeitsverhältnissen lebt, stolpert er durchs Leben und gerät unglücklicherweise in diese Lage.

Der gesellschaftliche Aspekt des Films und die Aktualität dieses Problems in Japan geben Zündstoff für Diskussionen.

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen