#104 "Distant Thunder" (1981)

Überschüttet mit Preisen erzählt Regisseur Kichitaro Negishi die Geschichte eines aus der Zeit gefallenen Tomatenbauers. Im Japan der 80er-Jahre, in einer Zeit, in der die Feldarbeit nicht mehr reizvoll erscheint, da die Großstädte mit lukrativen Bürojobs locken, verteidigt Mitsuo einen kleinen Acker samt Gewächshaus. Er trägt die Verantwortung für Mutter und Großmutter, die der Vater für eine Bardame verlassen hat. Mit Anfang Zwanzig befindet sich Mitsuo im besten Alter für eine Hochzeit und die Familie drängt auf eine baldige Verlobung. Doch die Frauenwelt scheint zu viel zu bieten und der sturköpfige Landwirt gerät an die falsche Dame, die schließlich die Freundschaft mit seinem besten Freund gefährdet.

Produziert von der Art Theatre Guild begibt sich Kichitaro Negishi mit "Distant Thunder" erstmals auf seriöses Terrain und verfilmt einen Stoff von Wahei Tatematsu. Zuvor hatte er sich in der Branche einen Namen mit Roman Pornos gemacht, die er für Nikkatsu produzierte.

Gedreht im ungewöhnlichen 4:3 Format fängt der Film die Reinheit der Natur ebenso ein wie die Wirrungen des modernen Japans, in denen Mitsuo droht zu versinken. In der Hauptrolle spielt Toshiyuki Nagashima ("Mishima" 1985) überzeugend. In einer Art Sozialstudie präsentiert Negishi eine zerrüttete Familie mit fraglicher Vaterfigur. Die später noch typischen Merkmale des Regisseurs, etwa der Gegensatz zwischen Stadt und Land ("What the Snow Brings" 2005) und die kümmernde Frau in der Rolle der Köchin, Bardame oder Stiefmutter ("Dog in the Sidecar" 2007), zeigen sich schon in diesem Frühwerk. Dabei konzentriert sich "Distant Thunder" auf den rohen Aspekt der körperlichen Arbeit und zeichnet den Schicksalsweg der Hauptfigur ohne viel Dramatik. Alle stilistischen Mittel basieren auf dem Konzept des Realismus. Die etwas kitschige Musik erscheint heute nicht mehr modern, passt aber zu dem gezeigten Umfeld.


Negishis Vorliebe für das Landleben, einen langsamen Lebensstil und die Sympathie mit der Arbeiterklasse kommen hier zum Vorschein. Denn im Gegensatz zu vielen anderen Art Theatre Guild Produktionen steht hier kein Student im Mittelpunkt, sondern ein junger Mann ohne Privilegien.

Das Drehbuch offenbart einige Längen und findet erst im Finale zurück zu der Stärke des Anfangs. Die tragische Geschichte über Liebe und Tod spiegelt die Hoffnungen der Jugend wider und nimmt sich dafür ausgiebig Zeit. Mitsuos romantische Abenteuer sind stellenweise zu lang und wiederholen sich. Wer die Eskapaden durchhält wird mit einer ikonischen Hochzeitsfeier belohnt, die alles Vorherige in den Schatten stellt.

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