#10 "Riri Shushu no subete" (2001)

"Riri Shushu no subete"

aka

"All about Lily Chou-Chou"

Hoshino ist ein Streber und wird gemobbt. Doch er wehrt sich und schnell wendet sich das Blatt- er ist der Kopf der Bande, die ihn einst quälte.

Hasumi ist Teil dieser Clique. Durch ihn lernt Hoshino die Musik von "Lily Chou-Chou" kennen, von der Hasumi bereits besessen ist und ein Internet-Fan-Forum ins Leben gerufen hat. Die Foren-Einträge werden als zweite Dialogebene immer wieder in den Film eingebaut. Darin wird oft von dem "Ether" gesprochen, der mit Emotionen aus Lilys Musik gefüllt wird.

"Riri Shushu no Subete" ist ein unglaublich schön gemachter, bildgewaltiger Film. Der Film drückt Chaos, Grausamkeit, Verwirrung und den Konflikt zwischen Kindern aus, die egoistisch und schwach sind und zu viele Emotionen haben, um sich selbst zu kontrollieren.

Trotzdem sind sie noch unschuldig. Sie zerstören sich selbst, finden aber keinen Ausgang aus dem Chaos. Die Musik von Lily gibt ihnen Hoffnung und begleitet sie auf dieser Reise durch Liebe, Vergewaltigung und Tod.


Regisseur Shunji Iwai lieferte mit "Riri Shushi no Subete" den ersten japanischen Film in 24 progressive ab, einem neuen digitalen Filmformat, welches bis Heute Standard ist.

Desweiteren startete er im Vorfeld der Dreharbeiten eine Website mit dem Titel "Lilyholic", wo er als fiktionale Charaktere aus dem Film Beiträge verfasste und mit denen dann Nutzer interagieren konnten. Teile dieser Beiträge wurden für den späteren Film auch verwendet.

Apropo im Film verwendet. Die Musik, die der Film verwendet stammt neben Claude Debussy und Erik Satie auch von der gleichnamigen Band "Lily Chou-Chou", die sich erst nach dem Film gründete. Ihr Album erschien zwei Wochen nach dem Kinostart in Japan.

In "Kill Bill Vol.1" verwendete dann Quentin Tarantino wiederum ein Lied von Lily Chou-Chou (richter Name der Sängerin ist Salyu) in einer Szene:


"Riri Shushu no Subete" ist kein typischer "Coming of age" Film über das Erwachsen werden. Er ist nicht unbeschwert, sondern abgründig tief und lässt einen mit vielen Fragen zurück.

Gruppendynamik, und generell das (Fehl-)Verhalten in der Gruppe sind ein großes Thema. Im Japanischen gibt es den Auspruch "Shikata ga nai" ("Da kann man nix machen"), der eine Hilflosigkeit in einer Notsituation ausdrückt. Die Kinder im Film scheinen in manchen Situationen deshalb teilnahmslos und lassen schlimme Dinge einfach passieren und erheben sich nicht gegen Verbrechen oder schweigen an Stellen, wo es besser wäre die Wahrheit auszusprechen.

So schreibt ein Fan von Lily im fiktiven Fan-Forum:

"Maybe I´m writing this, because I want to scream out, 'I´m here!'" - Palstele

Die Kinder flüchten sich in eine zweite Realität und diese verbindet sie, obwohl sie teilweise verschiedenen Parteien angehören. Die Musik bleibt die Konstante in ihrem Leben.

Über die Kommunikation mit anderen Fans im Internet können sie ihr Schweigen des Alltags brechen. Dies führt im Endeffekt aber nur zu einem anonymen Austausch, der in der Realität keinen Einfluss auf die Interaktion der Kinder untereinander hat. Sie scheinen in Lily aber zugleich ihre Heilsbringerin zu sehen, die sie von all dem erlöst. Denn ein anderer Foren-Nutzer schreibt:

"Lily´s not here to heal you! Don´t make her out to be what she isn´t." - Blue Flower

Die Struktur des Films ist beim ersten Mal ein bisschen verwirrend. Der Film beginnt in der Mitte, geht dann an den Anfang und setzt dann wieder in der Mitte an, um die Geschichte zu Ende zu erzählen. Im Anfangsteil wird zudem sehr viel mit Handkamera gearbeitet, und der Film kommt einem wie ein Horrorfilm vor.

Was erschwerend hinzu kommt sind die Konstellationen der Charaktere zueinander. Oft scheinen ihre Beziehungen anders als zuerst angenommen. Ihre Beiträge in dem Fan-Forum sind auch nicht eindeutig zuzuordnen, da sie unter Pseudonymen schreiben. Die wahren Gefühle bleiben uns als Zuschauer deshalb oft genauso unergründlich wie den Personen im Film selbst.

"Riri Shushu no Subete" ist lehrreich, mitreißend, und schafft es, trotz einer Laufzeit von mehr als zwei Stunden, nicht nur die emotionale Verbindung zum Zuschauer aufrecht zu erhalten, sondern diese sogar noch zu steigern.

Lange Rede - kurzer Sinn:

Anschauen, anschauen, anschauen! Ganz großes Kino!

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