#47 "Blame!" (2017)

Seit 300 Jahren leben die Elektrofischer in einer Enklave, tief in einem unüberschaubaren Technik-Dschungel. Dort sind sie sicher. Sicher vor wem? Vor den Maschinen, die in den Menschen eine Bedrohung sehen.

Seitdem vor ca. 10.000 Jahren die Maschinen die Kontrolle übernommen haben ist die Jagd auf die menschliche Bevölkerung eröffnet und die Menschen sahen sich gezwungen immer weiter zurückzuziehen. Ihre Schutzzonen verlassen sie nur, um Lebensmittel zu beschaffen. Und die werden auch immer knapper.

Grund für den Kontrollverlust über die Maschinen ist ein fehlendes Gen in der menschlichen DNA. Das sogenannte Netzwerk-Gen half den Bewohnern der Stadt die Roboter zu steuern und ihnen Aufgaben zu geben. Doch dieses Gen ist nicht mehr vorhanden und so haben sich zwei Arten von Robotern verselbstständigt. Die harmlosen Konstrukteure: Riesige Baumschinen, die die Grenzen der Stadt bis ins Unendliche ausweiten (über 10.000 Ebenen!) und die Schutzwehr, die Jagd auf die letzten verbliebenen Menschen macht.

Die Grenze zwischen Mensch und Maschine, ihr Konflikt, ist damit klar definiert. Dazwischen taucht aber, als Held der Geschichte, Killy auf. Er selbst behauptet zwar ein Mensch zu sein, aber seine übermenschlichen Fähigkeiten deuten auf etwas anderes hin. Er findet den Weg zum Schutzwall der Elektrofischer und ist seit Jahrhunderten der erste Mensch, der von Außerhalb in die Enklave kommt. Killy entdeckt die Robo-Wissenschaftlerin Cibo. Zusammen mit den Elektrofischern versuchen sie die Macht über die Maschinen und die Stadt wieder zu erlangen.

"Blame!" ist eine Verfilmung des Mangas von Tsutomu Nihei und ist nicht der erste Versuch das komplexe Universum des Mangas filmisch abzubilden. Die bisherigen Kurzfilme stellen aber in keinsterweise eine verständliche Handlung vor, sondern dienen lediglich als Ergänzungen zu den Erzählungen des Manga. Daher eignet sich "Blame!" als Einstieg in die Materie um einiges besser.

In den Zeichnungen von Tsutomu Nihei steht die Liebe zur Architektur im Vordergrund. Sie erzeugt Stimmungen und ist fester Bestandteil der wortkargen Erzählung. Das detaillierte Artwork ergänzt so an vielen Stellen die fehlende Story.


Die Stille des Mangas übernimmt der Anime nicht. Mit dialoglastigen, aber auch langen Kampfszenen bereitet Regisseur Hiroyuki Seshita den Ausgangsstoff neu auf. Auffallend ist hier die Verwendung von 3D-Animationenen, die erst eine kleine Gewöhnungsphase erfordern.

Was ihm aber gut gelingt ist die epische Dimension der Umgebung wirken zu lassen. Durch geschicktes Weglassen von Informationen und bloßen Andeutungen (wie im Manga) wird die Neugier des Zuschauers über die Entstehung der Mega-City geweckt. Man will mehr darüber erfahren wie dies alles entstanden ist und warum es so gekommen ist.

"Blame!" bedient klassische Elemente des Cyberpunk, wie man sie aus der "Matrix"-Trilogie oder den "Terminator"-Filmen kennt. Gerade der Kampf zwischen Menschen und Maschinen in einer düsteren, dystopischen Umgebung und die Jagd der Maschinen auf die Menschen, lassen vermuten, dass sich die "Matrix"-Trilogie sehr stark auf die Mangas von "Blame!" bezogen hat. So spielen auch beide Filme mit mehreren Realitätsebenen. Der sogenannten Netzrealität und Basisrealität, die jeweils nur von Menschen bzw. Maschinen betreten werden können. Ein quasi-Modell der Matrix.

Geldgeber hinter der Verfilmung von "Blame!" ist Netflix, der damit sein Animeangebot stetig weiter ausbaut. Neben "Blame!" erschienen im Hause Netflix dieses Jahr unter anderem auch die Anime-Serie "Cyborg 009" (2017) und "Devilman Crybaby" (2018) sowie der, ebenfalls von "Blame!"-Erfinder Tsutomu Nihei erfundene, Anime "Knights of Sidonia" (2014).

Wer also noch einen Einstieg in das Anime-Programm von Netflix sucht, dem ist mit "Blame!" bestens geholfen.

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